Agape 4 - Mein geliebter Sohn
veröffentlicht Aug 07, 2017 in Agape
Sie hielten lange inne, als sie sich in dem Armen lagen. Die Intensität ihrer Emotionen war tief, aber sie wussten, die Zeit war gekommen. Seit den Tagen der Ewigkeit hatten der Vater und der Sohn in enger Gemeinschaft miteinander gelebt, und nun würde diese Verbindung bald zerbrechen. Der Sohn Gottes begibt sich nun auf den irdischen Teil Seiner Mission, Seine menschlichen Söhne und Töchter zu retten. Sowohl dem Vater als auch dem Sohn sind die Risiken und die Kosten dieser Mission bewusst, aber Liebe treibt sie an.
Für einen kurzen Moment schauen Vater und Sohn in die Zukunft und sehen, wie sich Ihre Mission entfaltet. Der Hohn, die Ablehnung, der Hass, das Anspucken, das Treten, das Peitschen, die Nägel… das alles ist Nichts im Vergleich zu dem entsetzlichen Moment, wenn Himmel und Erde still stehen und die Trennung von Vater und Sohn erleben. Der Sohn sieht Jahrtausende voll von Schuld, Leid, Rebellion und Wertlosigkeit sich auf Ihn wälzen, während Er wie ein Laubblatt zittert, zerrissen und durchstochen von dem Gefühl der Sünde, die das Angesicht des Vaters verbirgt.
Sie wenden sich von dieser Szene ab und Vater und Sohn umarmen sich. Wie kann der Vater Ihn diesem Schicksal überlassen? Vor Grundlegung der Welt hatte der Vater gerungen mit der Möglichkeit des Scheiterns dieser Mission und dem Risiko, Seinen Sohn an die Macht der Sünde zu verlieren. Der Sohn Gottes würde die menschliche Natur annehmen und so Seinem Erzrivalen Satan die Möglichkeit einräumen, Ihn zu überwältigen. Es gab von Anfang an keine Erfolgsgarantie. Der Vater begab sich in eine Position, in der Er Seinen Sohn für immer verlieren könnte in Seinem Bemühen, uns zu retten. Das große Mitgefühl des Vaters, das von Seinem Sohn geerbt worden war, offenbarte sich in der Bitte an Seinen Vater, Ihn auf die Erde gehen zu lassen, um uns zu retten. Würde der Vater Seinen Sohn gehen lassen? Würde Er Ihm gestatten, dieses Risiko auf Sich zu nehmen?
Die Tiefe der Liebe des Vaters für uns wird gemessen an Seiner Liebe zu Seinem Sohn und an dem Risiko, das beide auf sich nahmen, um uns zu retten. Eine Ahnung von dieser Liebe können wir in den Worten des Vaters bei der Taufe Seines Sohnes erhaschen:
Und siehe, eine Stimme [kam] vom Himmel, die sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe! Matthäus 3,17
Der Vater hat Wohlgefallen an Seinem Sohn. Es gibt keinen größeren Schatz im Leben des Vaters als Seinen Sohn. Indem Er von Seiner Geburt im Himmel spricht, sagt der Sohn Gottes:
Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln wurde ich geboren. Als er die Erde noch nicht gemacht hatte und die Fluren, die ganze Summe des Erdenstaubes, als er den Himmel gründete, war ich dabei; als er einen Kreis abmaß auf der Oberfläche der Meerestiefe, als er die Wolken droben befestigte und Festigkeit gab den Quellen der Meerestiefe; als er dem Meer seine Schranke setzte, damit die Wasser seinen Befehl nicht überschritten, als er den Grund der Erde legte, da war ich Werkmeister bei ihm, war Tag für Tag seine Wonne und freute mich vor seinem Angesicht allezeit. Sprüche 8,25-30
Wir stellen uns den zärtlichen Arm des Vaters auf der Schulter Seines Sohnes vor, als sie bei der Schöpfung des Universums miteinander sprachen. Gott schuf alle Dinge durch Seinen Sohn und es war dem Vater eine Freude, Seinen Sohn zu beobachten bei der Ausübung Seiner Macht und Seines Intellektes, die Er Ihm verliehen hatte.
Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft. Hebräer1,1-3 a
Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Johannes 3,35
Die Beziehung zwischen Vater und Sohn war so innig, dass Christus sagen konnte:
Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will. Matthäus 11,27
Gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe. Johannes 10,15
Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm noch größere Werke zeigen als diese, sodass ihr euch verwundern werdet. Johannes 5,20
So wie es einst Jakobs Söhne über ihren Vater zum Ausdruck gebracht haben, so können wir genauso sehen, dass der himmlische Vater auch „mit ganzer Seele an ihm hängt.“ (1.Mose 44,30). Jedes liebende Elternteil weiß, dass es nichts gibt, was wir nicht für die Liebe, die Pflege und den Schutz unserer Kinder tun würden. So ist es auch mit der Liebe des Vaters zu Seinem Sohn. Es ist diese Perspektive, aus der wir den großartigsten Text der Bibel betrachten können:
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Johannes 3,16
Diese zwei kleinen Worte „so sehr“ sprechen von einer Liebe, die nicht vollständig verstanden werden kann. Als der Vater sich die Bitten Seines Sohnes, uns zu retten, anhörte, durchlebte Er die Schrecken einer großen Finsternis, die kein geschaffenes Wesen je wirklich zu schätzen wissen kann. Nach einem ungeheuren Ringen gewährte der Vater in Seiner Liebe zu Seinem Sohn und zu uns die Bitte Seines Sohnes, das Menschengeschlecht zu retten. Welch eine erstaunliche Liebe, welch eine unglaubliche, wunderbare Liebe - sie werden wir die ganze Ewigkeit hindurch betrachten.
Wie wir bereits erwähnt haben waren die Leiden Christi nicht nur auf die Zeit Seiner irdischen Mission beschränkt. Sobald es Sünde gab, gab es einen Erlöser. Es war der Geist Jesu, der das heilige Paar in Eden erhielt. Als sie die Frucht aßen, wie Satan es ihnen als Schlange verkleidet einflüsterte, wurde Christus durch die Zurückweisung von Sich und Seinem Vater zerschlagen. Nach allem, was ihnen gegeben worden war, verursachte ihre egoistische Undankbarkeit Christus entsetzliches Leid, so wie jedes Elternteil es fühlt, wenn sich ihre Kinder von ihnen abwenden. Doch Er verließ sie nicht. Die einzige Möglichkeit, sie weiterhin am Leben zu erhalten, bestand darin, durch Seinen Geist bei ihnen zu bleiben und sie weiterhin mit Leben zu versorgen, während sie das Gesetz und den Charakter Seines Vaters unter ihre Füße traten.
Jedes Mal, wenn ein Israelit Sünde beging, sollte er ein Lamm zum Opfer bringen.
Wenn aber jemand vom Volk des Landes aus Versehen sündigt, indem er etwas tut, von dem der HERR geboten hat, dass man es nicht tun darf, und Schuld auf sich bringt, und seine Sünde wird ihm bewusst, die er begangen hat, so soll er eine makellose Ziege, ein weibliches [Tier], zum Opfer bringen für seine Sünde, die er begangen hat, und er soll seine Hand auf den Kopf des Sündopfers stützen und das Sündopfer schächten an der Stätte des Brandopfers. Der Priester aber soll mit seinem Finger von seinem Blut nehmen und es auf die Hörner des Brandopferaltars tun und alles [übrige] Blut an den Fuß des Brandopferaltars gießen. Alles Fett aber soll er von ihm wegnehmen, wie das Fett von dem Friedensopfer weggenommen wird, und der Priester soll es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen zum lieblichen Geruch für den HERRN. So soll der Priester für ihn Sühnung erwirken, und es wird ihm vergeben werden. Will er aber ein Schaf zum Sündopfer darbringen, so soll es ein makelloses weibliches [Tier] sein; und er soll seine Hand auf den Kopf des Sündopfers stützen und es schächten als Sündopfer an dem Ort, wo man das Brandopfer zu schächten pflegt. 3.Mose 4,27-33
Dieser Prozess offenbart die traurige Wahrheit, dass jede Sünde dem Sohn Gottes Leiden verursacht. Von der ersten Sünde bis zum heutigen Tag erleidet Christus die Qualen der Zurückweisung und den tiefen Schmerz darüber, was Seine verlorenen Kinder sich hier auf Erden gegenseitig antun. Durch jede Sünde wird Er erneut gekreuzigt und zum Gespött gemacht (Hebräer 6,6). Dieses Ausmaß an Leiden ist für uns jenseits unseres Fassungsvermögens, es scheint uns vollkommen unmöglich zu sein, dass Christi Leiden nicht einfach nur die 48 Stunden bis zum Kreuz, oder die 33 Jahre während Seines Erdenlebens andauerten, sondern 6000 Jahre von beständiger Qual und Zurückweisung. Wenn es möglich für uns wäre, all diesen Schmerz zu begreifen, wie er tief in das Herz des Vaters hineinreicht, dann würden wir erkennen, dass das Leiden des Vaters nicht geringer ist als das Seines Sohnes, denn jedes Elternteil leidet, wenn seine Kinder leiden.
Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 2.Korinther 5,19 (Luther 84)
Können wir in etwa die Schmerzen des Vaters begreifen, als Er aufmerksam beobachtete, wie die Welt Seinen Sohn behandelte? Können wir uns vorstellen, wie es das Herz des Vaters zerriss, als Sein Sohn Ihn fragte:
Mein Vater! Ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst! Matthäus 26,39
Wir könnten noch ein wenig Trost daraus ziehen, wenn wir denken, die Leiden Christi hätten nur einmal vor 2000 Jahren stattgefunden, aber gerade jetzt leidet Christus für all die Kinder, die Satan in Kinderhandel und Pädophilie gefangen hält, Er leidet für all die obdachlosen und hungernden Kinder, verursacht durch die Selbstsucht der Menschen, für all die Opfer von häuslicher Gewalt und Vergewaltigung, für all die Millionen Alkohol- und Drogenabhängigen, für die hunderte Menschen, die täglich versuchen, sich das Leben zu nehmen. Christus fühlt das alles, genauso wie der Vater. Dieses Leiden ist nicht nur auf die Opfer der Gewalttaten beschränkt, sondern schließt auch die Täter mit ein. Der Geist Christi versucht, die Täter zu retten, indem Er sie von ihren Sünden überzeugt. Die Schuld, die sie fühlen, soll sie nicht verdammen, sondern sie davor bewahren, ihr Herz zu verhärten und ihre Seelen zu verlieren. Wenn die Seele versucht, dieses Schuldbewusstsein mit Alkohol oder Drogen oder anderen Dingen zu ersticken, um nicht mehr daran zu denken, dann wird Christus verschmäht, abgewiesen und zum Schweigen gebracht. Das geschieht täglich in Milliarden Seelen, wenn sie sich von der selbstlosen Liebe am Kreuz abwenden, einem Anblick, der für sie zu strahlend und zu hell ist, um ihn zu ertragen.
An diesem Punkt mögen wir versucht sein, wie die Pharisäer auszurufen:
Der du den Tempel zerstörst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab! Gleicherweise spotteten aber auch die obersten Priester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten! Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz herab, und wir wollen ihm glauben! Matthäus 27,40-42
Die richtige Reaktion sehen wir im Leben von Maria Magdalena. Sie begriff, was Christus für sie am Kreuz leiden würde, und sie glaubte, dass ihr durch Seine Tat vergeben war. Ihre Dankbarkeit floss über in dem reichen Strom der Narde aus dem Alabastergefäß, bereitet für einen König.
Dennoch muss die Frage gestellt werden: Wenn Gott so mächtig ist, warum unterwirft Er sich und Seinen Sohn all diesem Leid? Und zweitens, warum schreitet Er nicht ein und macht einfach Schluss mit all dem Schmerz? Das wird das Thema des nächsten Kapitels sein. Lasst uns erst einmal das Lamm Gottes betrachten, dass der Welt Sünde hinweg nimmt, und die Liebe und Geduld unseres himmlischen Vaters bestaunen, dieses ganze Leid der vergangenen 6000 Jahre zu erdulden. Wahrlich, SO SEHR hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.